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Pilgerweg 3

Sielbeck - Kirchnüchel - Schönwalde am Bungsberg - Eutin

Pilgern in Ostholstein: Taufengel in Schönwalde am Bungsberg. Foto: Köhnke
© Kirchenkreis Ostholstein

Pilgern in Ostholstein: Taufengel in Schönwalde am Bungsberg. Foto: Köhnke

 

Horst Grümbel

Zwei Madonnen und ein Engel

Den Nücheler See erreiche ich nach 30 Minuten, seit meinem Aufbruch an der ehemaligen Gaststätte "Forsthaus am Ukleisee". Obwohl nicht weit von Nüchel und Sielbeck entfernt, ist es ein Ort vollkommener Abgeschiedenheit in wunderschöner Landschaft: Wald und Wiesen.

Ich gehe den Weg, den auch die katholischen Christen im Mai eines jeden Jahres bei ihrer Marienprozession gehen. Deren Ziel ist auch mein Zwischenziel: St. Marien in Kirchnüchel. Die alte Kirche wurde erstmals 1259 schriftlich erwähnt. Ihre größte Kostbarkeit ist eine aus Elfenbein geschnitzte 7 cm hohe Madonna mit Kind. Hinter Panzerglas ist sie in einer Wandnische zu bewundern. Ich hole mein kleines Neues Testament hervor und lese das Magnifikat aus Lukas 1,46-55:

"Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.

Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen"

(V. 52f).

Diese "Tendenz nach unten", zu den Armen und Schwachen, die sich später in Jesu Reden und Tun findet, hat der Evangelist Lukas hier vorweggenommen und in den Lobgesang der Mutter Jesu eingefügt.

Von Kirchnüchel wandere ich über den Bungsberg nach Schönwalde. Ab dem Bungsberg, bekanntermaßen mit 167 Metern die höchste Erhebung Schleswig-Holsteins, ist die Orientierung einfach. Ich folge dem Andreaskreuz (X), der Markierung des Europäischen Fernwanderweges E 1.

In Schönwalde umrunde ich zunächst die alte Feldsteinkirche und entdecke alte Grabsteine. Ich nehme den Rucksack ab, setze mich auf den Rasen und lasse die Atmosphäre dieses Ortes auf mich wirken. Besonderer Blickfang im Inneren der Saalkirche ist der schwebende Taufengel. Bei Taufen wird er herabgelassen und hält in seiner rechten Hand die Schale mit dem Taufwasser.

Pilgerglück beschert mir die abwechslungsreiche Landschaft auf dem folgenden Weg bis zum östlichen Ende des Großen Eutiner Sees. Hier wähle ich die Route am südlichen Ufer entlang, weil sie immer wieder schöne Blicke auf die markanten Bauwerke Eutins bietet: Schloss, St. Michaelis, Wasserturm.

Ich beende meinen Weg in St. Michaelis mit Blick auf die Holzmadonna mit Kind von 1322 und lese noch einmal das Magnifikat: "Meine Seele erhebt den Herrn…"

Wegbeschreibung:

Länge des Weges: ca. 30 km
Gehzeit: (ohne Pausen) bei mäßigem Pilgertempo: ca. 7 ½ Stunden
Ausgangsort: Eutin-Sielbeck
Zielort: Eutin 

In Sielbeck ist der Weg zum ausgeschildert. (Aus Eutin kommend an der ersten Straße rechts abbiegen.) Am ehemaligen Gasthaus "Forsthaus zum Ukleisee" den abwärtsführenden breiten Weg in den Wald nehmen. Diesem Weg bis zum Nücheler See folgen, jeweils links abzweigende Wege ignorieren. Nach dem Nücheler See dem bisherigen Weg weiter folgen. Kurzer steiler Anstieg, dann mündet der Weg in die Fahrstraße zwischen Nüchel und Sagau (befestigt, aber nicht asphaltiert).

Der Straße nach rechts in Richtung Sagau folgen bis zum Notfallpunkt 741 (weißer Pfosten mit rotem Kreuz). Hier am Wegweiser mit der Aufschrift "Kirchnüchel 2,6 km, Weg-Nr. 3" links abbiegen. Dem Weg bis zu einer kleinen Schutzhütte folgen, dort links abbiegen nach Kirchnüchel. In Kirchnüchel die Fahrstraße zwischen Lütjenburg und Schönwalde überqueren, links St. Marien, rechts vor der Scheune der Wegweiser zum Bungsberg.

Dem Weg zum Bungsberg durch Feldmark und Wald folgen bis rechts ein durch einen Wegweiser markierter schmaler Pfad zum Bungsberg führt. Ab Bungsberg dem Andreaskreuz (X) des Europäischen Fernwanderweges E 1 nach Schönwalde folgen. (E 1 und E 6 verlaufen hier auf gleicher Strecke.)

Unterhalb der Kirche im Ort biegt der E 1 links ab in den Jahnweg. Der Markierung des E 1 folgen bis zum östlichen Ende des Großen Eutiner Sees. Achtung: Am Kolksee verzweigt sich der E 1 Richtung Neustadt oder Richtung Eutin. Auf diese Verzweigung wird mit weißen Ausrufezeichen an den Markierungen hingewiesen. Dem Weg Richtung Eutin folgen. Am östlichen Ufer des Großen Eutiner Sees den E 1 verlassen und dem Weg am südlichen Ufer des Sees in die Stadt folgen.

Karte: Wander- und Freizeitkarte "Holsteinische Schweiz", M 1:25.000, und Wander- und Freizeitkarte Nr. 11 "Lübeck/Neustadt", M 1:50.000, des Landesvermessungsamtes Schleswig-Holstein